Schachtelcover und Titel lassen an Bautätigkeiten im Mittelalter denken und das ist auch die Szenerie, in der gespielt wird. Tatsächlich liegt hier aber kein friedliches Aufbauspiel vor, sondern ein außergewöhnlich interaktives, in dem es darauf ankommt, zum richtigen Zeitpunkt in bestimmte Charaktere zu schlüpfen. Je nach Teilnehmerzahl kommen Charaktere ins Spiel, von denen sich der Erste einen aussucht, und die übrigen weitergibt, bis jeder einen geheimen Charakter vor sich liegen hat und die letzte Karte verdeckt liegenbleibt. Die Spieler wissen, welche Charaktere verteilt wurden, aber können nur Vermutungen anstellen, wer wen bevorzugt hat. Im Laufe des Spiels entstehen durchaus Anhaltspunkte dafür, und groß ist die Freude, wenn der Dieb den reichsten Charakter zum Beklauen erwischt hat. Allgemeinen Beifall findet es auch, wenn ein Charakter vom Assassinen gemeuchelt wird und eine Runde aussetzen muss, wenn derjenige sonst dem Sieg zu nahe gerückt wäre.
Die Auswahl und der Einsatz der Charaktere bilden den Kern des Spiels, davon hängt mitunter das Einkommen ab. Das heisst zum Beispiel, dass die Händlerin wegen ihres höheren Einkommens eine beliebte Karte ist, die aber immer den Neid der Mitspieler auf sich zieht und deshalb gern an ihrer Aktion gehindert wird. Der Kauf der Gebäudekarten bringt Siegpunkte, und je nach Destruktivität der lieben Mitspieler geht das Spiel knackig schnell oder kann sich ziehen.
Citadels baut auf dem altbewährten „Ohne Furcht und Adel“ aus dem Jahr 2000 auf, inklusive der Erweiterung „Die dunklen Lande“ plus weiterer 9 Charakterkarten, so dass man nun die Wahl hat zwischen 27 mehr oder weniger ehrlichen Rollen.
Mit den optionalen Aktionskarten ist reichlich Abwechslung möglich, das Grundspiel bietet aber auch schon viel Spaß und Spannung. Die ideale Besetzung liegt bei 5-7 Spielern. (ra)
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